Value Aktien, die manchmal auch als „günstige Qualitätsaktien“ bezeichnet werden, bezeichnen Aktien, deren Preis niedriger ist als ihr innerer Wert. Warren Buffett ist ein bekannter Investor, der auf diese Strategie schwört und damit im Laufe der Jahre beachtliche Erfolge erzielt hat. Wenn du neugierig bist, was es mit dieser Art von Investitionen auf sich hat, dann lies weiter! In diesem Artikel bieten wir dir einen Überblick darüber, was Value Aktien sind und wie du sie erkennen kannst.
Definition – Was sind Value Aktien?
Wenn der innere Wert eines Unternehmens höher ist als sein Marktpreis, spricht man von einer unterbewerteten Aktie oder einer Value Aktie. Bei der Investition in diese Art von Aktien geht es darum, leistungsstarke Unternehmen zu vernünftigen Preisen zu erwerben.
Eines der bekanntesten Zitate in diesem Zusammenhang stammt von Warren Buffett:
„Price is what you pay. Value is what you get.“ (Price = Aktienpreis, Value = Innerer Wert)
Statt auf Markttrends zu reagieren, ist die Qualität des zugrunde liegenden Unternehmens ausschlaggebend. Diese Unterscheidung ist sehr subjektiv und offen für Interpretationen, sodass es schwierig ist, Value Aktien eindeutig zu bezeichnen.
Die Differenz zwischen dem inneren Wert und dem aktuellen Aktienpreis wird in der Regel als Sicherheitsmarge bezeichnet. Die Sicherheitsmarge (Margin of Safety) einer Value Aktie kann berechnet werden, indem man den inneren Wert vom aktuellen Aktienkurs abzieht. Hier ist die Formel:
Sicherheitsmarge = Innerer Wert − Aktienpreis
Der Unterschied zwischen Value und Growth Aktien
Nachdem du bereits erfahren hast, was eine Value Aktie ist, müssen wir nun noch klären, was eine Growth Aktie (Deutsch: Wachstumsaktie) ist. Wachstumsaktien werden in der Regel beim Ansatz des Growth Investings gesucht. Dabei wird sich auf Aktien fokussiert, welche ein zukunftsfähiges und wachstumsdynamisches Geschäftsmodell besitzen. Die wichtigsten Finanzkennzahlen sind in der Regel Wachstumsprognosen wie das erwartete Wachstum des Umsatzes, Gewinns oder Cashflows. Da Wachstumsunternehmen in der Regel noch keine Gewinne oder Free Cashflows erwirtschaften, gibt es keine Möglichkeit, sie mit den üblichen Bewertungsverfahren zu bewerten. Das bedeutet, dass der aktuelle innere Wert eines Wachstumsunternehmens häufig nicht bestimmt werden kann – anders als bei Value Unternehmen, die immer einen inneren Wert haben.
Im Vergleich können wir also feststellen, dass es bei der Investition in Value Aktien darum geht, leistungsstarke Unternehmen zu vernünftigen Preisen zu erwerben. Im Gegensatz dazu geht es bei der Investition in Growth Aktien darum, die in der Zukunft wachstumsstärksten Unternehmen zu finden und der aktuelle Preis spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Wie finde ich Value Aktien?
Die Suche nach Value Aktien ist als „Value Investing“ bekannt, ein langfristiger Investitionsansatz, der sich in erster Linie darauf konzentriert, zu beurteilen, ob eine Aktie derzeit unterbewertet ist. Die Grundlage zur Bestimmung einer Value Aktie ist immer die Fundamentalanalyse. Dabei werden verschiedene Finanzkennzahlen untersucht. Welche Finanzkennzahlen genau betrachtet werden, hängt immer von der individuellen Analysemethode ab. Bei den meisten Analysen werden der Cashflow, Gewinn, Umsatz und die Kapitalstruktur betrachtet.
Mithilfe der Finanzkennzahlen und der gewählten Analysemethode (z.B. Discounted-Cash-Flow Methode) wird ein innerer Wert des Unternehmens bestimmt. Fällt dieser innere Wert höher aus als der aktuelle Aktienkurs, ist die jeweilige Aktie eine Value Aktie.
Wie erkenne ich Value Aktien?
Wenn du einen Value Ansatz verfolgen möchtest, dann muss dir bewusst sein, dass Value Aktien sich immer nur mit einem hohen Analyseaufwand identifizieren lassen. Um dir das Suchen ein wenig zu erleichtern, stellen wir dir jetzt die aus unserer Sicht wichtigsten Kriterien zum Finden von Value Aktien vor. Diese unterteilen sich in quantitative (messbar / objektiv) und qualitative (nicht messbar / subjektiv) Kriterien.
Quantitative Kriterien von Value Aktien
Die quantitativen Kriterien beziehen sich auf die Geschäftszahlen des Unternehmens. Zu den aus unserer Sicht wichtigsten Finanzkennzahlen für die Aktienbewertung gehören unter anderem:
- Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis (PEG Ratio)
- Umsatz
- Free Cashflow
- Buchwert
- Gesamtkapitalrendite
Das Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis (auf Englisch: Price/Earnings to Growth → PEG Ratio) erweitert das Kurs-Gewinn-Verhältnis um die Wachstumsprognose eines Unternehmens. Bei der Analyse von Wachstumswerten kann das Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis daher genauere Informationen liefern als das reine Kurs-Gewinn-Verhältnis. Es ermöglicht eine Berücksichtigung des prognostizierten Wachstumspfades der Unternehmen. Wichtig zu beachten ist jedoch, dass es sich um keine genaue Kennzahl handelt, da es immer auf einer subjektiven Wachstumsprognose beruht. Berechnet wird das Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis, indem das Kurs-Gewinn-Verhältnis durch das prognostizierte Gewinnwachstum geteilt wird. Ein niedriges Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis (in der Regel kleiner als 1) kann ein erster Indikator für eine Unterbewertung sein und damit ein erster Hinweis auf eine Value Aktie.
Der Gesamtumsatz eines Unternehmens ist das kumulierte Ergebnis aller verkauften Waren und Dienstleistungen, die jeweils zu ihrem aktuellen Marktwert bewertet werden. Eine Analyse dieser Zahlen kann den Anlegern Aufschluss über verschiedene Aspekte geben, z. B. über die Qualität des Managements oder darüber, wie gut das Unternehmen in seiner jeweiligen Branche positioniert ist. Ein stabiles Umsatzwachstum kann auf eine allgemeine Verbrauchernachfrage nach diesem Produkt oder dieser Dienstleistung hinweisen.
Der Free Cashflow spiegelt die liquiden Mittel wider, die einem Unternehmen nach erfolgten Zahlungen zur Verfügung stehen. Diese aussagekräftige Kennzahl gibt in der Regel Aufschluss über die Fähigkeit, Bargeld aus den Umsätzen zu generieren. Wichtig ist dies, da der Free Cashflow dadurch Aufschluss über die Finanzkraft eines Unternehmens gibt und nur schwer zu manipulieren ist. Für Value Investoren ist besonders das Kurs-Cashflow-Verhältnis interessant – dabei weisen niedrige Werte auf ein mögliches Value Unternehmen hin.
Der Buchwert beschreibt den buchhalterischen Wert des Eigenkapitals. Wenn man diesen nun mit dem Börsenwert des Unternehmens (Marktkapitalisierung) ins Verhältnis setzt, kann er anzeigen, ob man den berühmten Euro für 50 Cent kaufen kann. Dies geschieht, wenn der Buchwert über der Marktkapitalisierung liegt. Je höher der Buchwert beziehungsweise das Verhältnis aus Buchwert zur Marktkapitalisierung, desto „günstiger“ wird der Buchwert derzeit gehandelt. Aber Vorsicht: Nur weil der aktuelle Buchwert unter der Marktkapitalisierung liegt, muss das Unternehmen nicht zwangsläufig eine gute Investition sein. Es muss immer noch geprüft werden, ob es sich um ein insgesamt intaktes, gesundes Unternehmen handelt.
Die Messung der Gesamtkapitalrendite hilft bei der Bewertung der Rentabilität eines Unternehmens. Stabile oder steigende Renditen in Verbindung mit einem langfristigen positiven Wachstum von Umsatz, Gewinn und freiem Cashflow (über 3 bis 5 Jahre) sind in der Regel ein Hinweis darauf, dass ein Unternehmen eine solide Marktposition erreicht hat. Dieser wichtige Margenindikator gibt Aufschluss darüber, wie gut die Kapitalinvestitionen für den Geschäftsbetrieb genutzt werden.
Qualitative Kriterien für Value Aktien
Während quantitative Kennzahlen mehr mit den Finanzkennzahlen eines Unternehmens zu tun haben, ermöglichen es uns qualitative Kriterien, Value Aktien zu identifizieren und potenziellen Value Traps auszuweichen. Qualitative Daten sind offen für Interpretationen und können Aspekte umfassen wie:
- Geschäftsmodell: Um erfolgreich zu bleiben, muss das Unternehmen rentabel sein. Dies bedeutet, dass die Kosten gesenkt, die Gewinne gesteigert und in potenziell lukrative Vorhaben investiert werden muss. Die entscheidende Frage lautet: Warum ist das Unternehmen erfolgreich und was unternimmt es, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein?
- Wettbewerbsposition: Grundsätzlich gilt: Je weniger Konkurrenz, desto besser für das Unternehmen. Letztlich können die Kunden das Produkt oder die Dienstleistung nicht aus einer anderen Quelle beziehen. Die Unternehmen können sich also darauf verlassen, dass es eine anhaltend hohe Nachfrage nach ihrem Angebot geben wird. Trotzdem gibt es auch Ausnahmen und gar keine Konkurrenz ist ebenfalls nicht gut für langfristigen Erfolg. In diesem Zusammenhang ist das bekannte Sprichwort „Konkurrenz belebt das Geschäft“ sehr passend. Denken wir beispielsweise an Nike und adidas. Die beiden sind zwar Konkurrenten, treiben sich dadurch jedoch seit Jahrzehnten gegenseitig zu Höchstleistungen und sind so beide im identischen Markt hocherfolgreich.
- Management: Wenn es um den Erfolg eines Unternehmens geht, kann ein gutes Management eine entscheidende Rolle spielen. Kluge Value Investoren berücksichtigen daher vor einer Investition immer die Mitglieder des Vorstands eines Unternehmens.
- Produktsortiment: Man sollte sich nicht nur eingehend mit dem Produkt und der Branche befassen, sondern auch feststellen, ob der Artikel von den Verbrauchern auch in Zukunft gewünscht wird. Werden in einem Unternehmen mehrere Produkte angeboten, so ist dies ein Zeichen für eine wesentliche Diversifizierung des Geschäftsangebots.
- Umgang mit ESG-Kriterien: Investitionen mit sozialem Gewissen sind wichtiger denn je, und Anleger sollten nach Unternehmen Ausschau halten, die ökologische Nachhaltigkeit, ethische Unternehmensführung und das Wohl der Gesellschaft in den Vordergrund stellen.
Arten von unterbewerteten Aktien
Nachdem wir dir die wichtigsten Kriterien zur Identifizierung von Value Aktien vorgestellt haben, möchten wir dir nun noch einen Überblick über die verschiedenen Arten von Value Aktien geben.
Deep Value Aktien
Deep Value Aktien werden bei der Anlagestrategie des Deep Value Investing gesucht. Bei dieser Strategie werden Aktien ausgewählt, die unterbewertet sind, ohne die grundlegende Qualität der Unternehmen zu berücksichtigen. Entscheidend für die Kaufentscheidung ist beim Deep Value Investing der günstige Preis oder genauer gesagt eine relativ hohe Differenz zwischen dem inneren Wert und dem aktuell gehandelten Aktienkurs. Im Gegensatz dazu werden beim klassischen Value Investing günstige Aktien von qualitativ hochwertigen Unternehmen gekauft.
Wir sehen das Deep Value Investing kritisch, da häufig gerade „kranke“ Unternehmen, welche kurz vor der Insolvenz stehen, bei dieser Vorgehensweise in den Fokus rücken. Für institutionelle Investoren mag es eventuell möglich sein, diese Unternehmen günstig zu kaufen und zu sanieren. Für Privatanleger sind dies jedoch meist nur hochspekulative Wetten, welche häufig im Totalverlust enden.
Qualitätsaktien
Qualitätsaktien sind Aktien von Unternehmen, die sich durch herausragende Finanzkennzahlen auszeichnen, z. B. durch konstant steigende Umsätze, Gewinne und Cashflows. Auch das Geschäftsmodell und die Marktposition können ein Hinweis auf die Qualität eines Unternehmens sein. In den meisten Fällen werden diese Aktien nach den klassischen Bewertungsmethoden nicht als Value Aktien eingeordnet. Hier ist immer die subjektive Einschätzung der „Qualität“ des jeweiligen Unternehmens durch den jeweiligen Analysten entscheidend, ob die Aktie eine Value Aktie ist oder nicht.
Value Wachstumsaktien
Für diejenigen, die sowohl von den Vorteilen einer wachstumsorientierten als auch einer wertorientierten Anlage profitieren möchten, gibt es eine Strategie, die genau das ermöglicht: die Strategie „Growth at a reasonable price“ (GARP / Deutsch: „Wachstum zu einem vernünftigen Preis“). Bei diesem Ansatz wird nach Möglichkeiten gesucht, das Wachstumspotenzial zu nutzen und gleichzeitig zu einem niedrigen Preis zu kaufen. Dadurch soll die Rendite maximiert werden, ohne ein übermäßiges Risiko einzugehen. Anleger, die GARP nutzen, versuchen, Unternehmen zu identifizieren, die überdurchschnittliches Wachstum erzielen könnten und trotzdem relativ günstig sind. Eine Metrik, die sie bei der Bewertung potenzieller Investitionen verwenden, ist das Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis.
Eine Value Wachstumsaktie ist dementsprechend die Eierlegende Wollmilchsau unter den Aktien. Aus der Sicht eines Privatanlegers ist es recht unwahrscheinlich, zuverlässig solche Aktien zu identifizieren. In der heutigen Zeit werden alle Unternehmen von Kopf bis Fuß von professionellen Analysten durchleuchtet. Es ist nicht realistisch davon auszugehen, dass man als Privatanleger mit großer Regelmäßigkeit Aktienperlen findet, welche bei diesen Analysten zu Unrecht durch das Raster gefallen sind.
Value Traps
Einige Value-Investoren sprechen von sogenannten Value Traps, auf Deutsch „Wertfalle“ oder freier übersetzt „Anlegerfalle“, wenn sie mit der Aktie ihrer Wahl große Verluste erleiden. Trotz eines attraktiven Bewertungsverhältnisses (z. B. Kurs-Gewinn-Verhältnis und Buchwert je Aktie), das auf eine gute Anlagemöglichkeit hindeutet, ist der Kurs nur weiter gesunken.
Die Gründe für einen Value Trap sind in der Regel quantitativer Natur. So können beispielsweise Faktoren wie zunehmender Wettbewerb, katastrophale Managementfehler und Skandale, unzureichende Investitionen oder mangelnde Innovation dazu beitragen, dass sich ein nach qualitativen Kriterien als Value Aktie eingeordnetes Unternehmen zu einer Value Trap verwandelt. Um zu verhindern, dass du in Value Traps investierst, solltest du daher sowohl die qualitativen als auch die quantitativen Kriterien sorgfältig prüfen.
Wie entstehen Unterbewertungen bei Aktien?
In der heutigen Zeit stehen primär den institutionellen Investoren zu jeder Zeit sämtliche Informationen zu den Unternehmen zur Verfügung und dadurch sind im Prinzip alle großen Unternehmen komplett durchleuchtet. Wie kann es da sein, dass es trotzdem Unternehmen gibt, welche unterbewertet sind?
Um das zu verstehen, müssen wir uns anschauen, wie ein Aktienkurs entsteht. Der Preis einer Aktie wird immer durch die Nachfrage der Anleger nach ihr bestimmt. Mehrere Motive können zu einer Unterbewertung führen; die wichtigsten davon sind:
- Herdentrieb: Auf dem Aktienmarkt entspricht das menschliche Verhalten oft nicht dem, was als rational gilt. Stelle dir folgendes Szenario vor: Ein Anleger kauft eine Aktie nicht, weil ihr innerer Wert den Aktienkurs übersteigt, sondern er entschließt sich, seine Aktien aufgrund der überzeugenden Ratschläge anderer Personen in einem Forum zu kaufen. Diese Art der psychologischen Verstärkung kann dazu führen, dass die Preise von Aktien nicht in der Nähe ihres inneren Wertes liegen. Eines der wohl bekanntesten Beispiele der jüngeren Vergangenheit sind die Vorgänge rund um das Subreddit „Wall Street Bets“ und die Aktien von Gamestop und AMC.
- Schlechte Nachrichten: Außerdem können sich ungünstige Nachrichten unverhältnismäßig stark auf den Aktienkurs auswirken. Wenn es unvorhergesehene negative Nachrichten gibt (z. B. Abweichungen von den Unternehmensprognosen, ökologische Ereignisse oder politische Entscheidungen, die sich auf das Unternehmen auswirken), kann dies aufgrund des impulsiven Verhaltens der Anleger und des Herdentriebs zu einem übermäßigen Rückgang der Aktienkurse führen. In diesen Fällen bieten sich nach einer gründlichen fundamentalen Analyse häufig gute Gelegenheiten, um in Value Aktien zu investieren.
- Bärenmarkt: Ein Bärenmarkt beschreibt schwache Phasen an der Börse und ist verbunden mit einer pessimistischen Anlegerstimmung. Während einer Bärenmarkt-Phase fallen in der Regel die Kurse von allen Aktien. Als findiger Anleger kann man in solchen Phasen die Unternehmen suchen, welche nicht von der Krise betroffen sind und durch den Kauf der Aktien dieser Unternehmen echte Schnäppchen machen. Diese Schnäppchen sind in bullischen Marktphasen (Phase eines steigenden Aktienmarktes) in der Regel nicht zu finden.
- Geringes Interesse: Wenn es einem Unternehmen an Aufmerksamkeit in den Medien mangelt, sinkt die Nachfrage nach seinen Aktien und damit sein Wert. Das Aufspüren einer übersehenen Aktie kann daher als Teil der Kunst des Investierens in unterbewertete Aktien angesehen werden. Ein Beispiel für diese Anlagen sind so genannte Small-Cap-Aktien, also Unternehmen mit einer geringen Marktkapitalisierung. Andererseits ist die Investition in kleinere Unternehmen mit zusätzlichen Risiken verbunden und aus unserer Sicht für Privatanleger langfristig nicht geeignet.
- Emotionale Überreaktionen: Die Marktpsychologie ist eine allgegenwärtige Kraft, die die Preise nach oben oder unten treibt. Euphorie kann unbedarfte Anleger dazu veranlassen, Aktien auf dem Höchststand zu kaufen, während Angst andere dazu treibt, in der Nähe des Tiefpunkts zu verkaufen – niemand scheint dann an einem Einstieg interessiert zu sein, mit Ausnahme von wertorientierten Käufern, die Chancen erkennen. Sobald sich diese Preise erholt haben, stürzen sich viele Menschen wieder auf den Markt und setzen einen neuen emotionalen Zyklus in Gang. An dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass dieses antizyklische Investieren eine Menge Disziplin und Durchhaltevermögen bedarf. Zudem sollte dir bewusst sein, dass niemand zuverlässig die Hoch- und Tiefpunkte einer Kursbewegung zuverlässig vorhersagen kann und daher niemals jede Investition erfolgreich sein wird.
- Pessimistische Einschätzung gegenüber bestimmten Ländern oder Sektoren: Darüber hinaus können einige Branchen oder Länder aus allgemeinen Gründen, die nicht mit dem Unternehmen selbst zusammenhängen, als weniger attraktiv für Anleger angesehen werden als andere. Nach der Dotcom-Blase im Jahr 2000 konnten beispielsweise viele Technologieaktien zu einem Preis unter ihrem tatsächlichen Wert gekauft werden. Als Anleger muss einem jedoch bewusst sein, dass solche pessimistischen Ansichten über Jahrzehnte anhalten können und die entsprechende Aktie somit auch über Jahrzehnte nicht ihren theoretischen inneren Wert erreicht.
In 4 Schritten in Value Aktie investieren
Du weißt nun alles Wichtige über Value Aktien. Aber wie kannst du in Value Aktien investieren? Wir zeigen dir, wie du in vier Schritten deine Value Aktie findest.
Recherche
Im Allgemeinen handelt es sich bei Value Aktien um erstklassige Unternehmen. Um die besten für dein Portfolio zu identifizieren, frage dich: Welche Unternehmen haben eine bemerkenswerte Qualität oder einen Vorteil, der sie auszeichnet? Gibt es ein außergewöhnliches Produktmerkmal? Ein unangefochtener Marktanteil? Oder steckt vielleicht ein modernes Geschäftsmodell dahinter? All dies kann darauf hindeuten, dass ein Unternehmen besonders wertvoll ist und dass eine Investition in die Aktie hohe Renditen verspricht.
Chancen erkennen
Im nächsten Schritt geht es darum, eine mögliche Unterbewertung bei den Unternehmen zu identifizieren. Mögliche Umstände für eine temporäre Unterbewertung haben wir dir ja bereits vorgestellt. Dies kann etwa ein Bärenmarkt oder übereifriger Pessimismus aufgrund negativer Schlagzeilen sein. Auch das Herdenverhalten kann dazu führen, dass Aktien unterbewertet sind. Als Value Investor kannst du solche Gelegenheiten zu deinem eigenen Vorteil nutzen. Beispielsweise durch den Vergleich der 52-Wochen-Hochs und -Tiefs mit den aktuellen Kursniveaus kannst du feststellen, ob es ein günstiger Zeitpunkt für eine Investition ist.
Qualitative und quantitative Analyse
Der nächste Schritt besteht aus einer eingehenden Fundamentalanalyse, die sich auf die Bewertung sowohl qualitativer als auch quantitativer Kriterien konzentriert. Zudem sollten diese Faktoren mit einem entsprechenden Unternehmen aus derselben Branche verglichen werden. Weiterhin müssen einzelne Unternehmenskennzahlen (z. B. Umsatz, Gewinn und Free Cashflow) über mehrere Jahre hinweg analysiert werden, wobei mindestens ein 10-Jahres-Durchschnitt zu berücksichtigen ist. Auf diese Weise lassen sich solide Entwicklungen bei den Leistungsindikatoren erkennen, die auf eine verlässliche Unternehmensqualität schließen lassen.
Berechnung des inneren Wertes
Im letzten Schritt wird mit komplexen Aktienbewertungsmethoden wie der Discounted-Cashflow-Methode der innere Wert der zuvor herausgefilterten Aktie berechnet. Wenn diese Berechnungen abgeschlossen sind, wird der innere Wert mit dem aktuellen Aktienkurs verglichen. Sollte der innere Wert unter dem aktuellen Kurs liegen, handelt es sich vermutlich um eine Value Aktie.
Wenn du also in der Recherche ein Unternehmen mit einem soliden und zukunftsfähigen Geschäftsmodell gefunden hast, welches aktuell aufgrund eines Sondereffektes (der den langfristigen Erfolg jedoch nicht gefährdet) unterbewertet scheint, du dieses Unternehmen intensiv nach qualitativen und quantitativen Kriterien analysiert hast und abschließend der innere Wert unter dem aktuellen Aktienkurs liegt – dann hast du eine Value Aktie gefunden!
Value Aktien und Inflation – Besser als Growth Aktien?
Die Inflation, die den prozentualen Anstieg der Preise zwischen zwei Zeitpunkten widerspiegelt, wird durch den Verbraucherpreisindex gemessen. Stabile Preise (eine Inflationsrate in der Nähe von 2 Prozent) werden in der Regel von vielen Zentralbanken angestrebt. Sowohl eine zu hohe, als auch eine zu niedrige Inflationsrate kann jedoch schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft eines Landes haben. In beiden Fällen nimmt unter dem Strich der Konsum der Verbraucher ab und die Wirtschaftsleistung sinkt dadurch. In der Regel führt dies zu sinkenden Kursen an den Aktienmärkten.
Aber wie genau wirkt sich die Inflation auf Value Aktien aus? Insbesondere zwei Aspekte sind dabei wichtig.
Steigende Zinsen sind für Value-Aktien vorteilhaft
Die Zentralbanken sehen sich veranlasst, auf die steigende Inflation mit einer Anhebung der Zinssätze zu reagieren. Glücklicherweise wird die Mehrzahl der Value-Aktien von zuverlässigen Unternehmen mit begrenzter Wachstumskapazität und soliden finanziellen Mitteln getragen. Diese Organisationen können Expansionen ohne Schwierigkeiten aus eigenen Mitteln finanzieren. Sie sind dementsprechend nicht so stark auf Fremdkapital angewiesen und werden daher nicht so stark von den steigenden Zinsen getroffen. Umgekehrt müssen Wachstumsunternehmen häufig auf Fremdkapital zurückgreifen, um Investitionen zu tätigen. Mit den steigenden Zinsen werden jedoch die Fremdkapitalkosten steigen, was für die betroffenen Unternehmen höhere Ausgaben zur Folge hat. Value Unternehmen können solche Hindernisse umgehen und werden dadurch für potenzielle Investoren attraktiver als Wachstumsunternehmen. Dies kann sich im Anschluss in einer steigenden Bewertung und der Entwicklung des Aktienkurses widerspiegeln.
Etablierte Konzerne geben die Inflation weiter
Wenn sich ein Unternehmen bereits auf dem Markt etabliert hat, kann es in der Regel die Preise erhöhen, ohne die Kundentreue zu verlieren. Dies wird oft als Preissetzungsmacht bezeichnet und ermöglicht konstante Gewinnspannen. Wachstumsunternehmen haben sich häufig noch nicht auf dem jeweiligen Markt fest etabliert und müssen ihren Wert für die Kunden erst noch unter Beweis stellen. Daher sind Preiserhöhungen nicht so gut durchzusetzen und könnten ihren Kundenstamm gefährden.
Value Aktien Liste
Grundsätzlich gibt es unendlich viele Value Aktien, um dir jedoch ein wenig zu zeigen, in welche Richtung du dich bei deiner Suche nach Value Aktien orientieren solltest, haben wir dir hier eine Liste mit zehn bekannten Value Aktien zusammengestellt. Dabei handelt es sich um die zehn größten Positionen im MSCI World Value ETF.
- Intel
- Pfizer
- Cisco Systems
- Broadcom
- Shell
- British American Tobacco
- Toyota Motor
- AT&T
- IBM
- TOTALENERGIES
FAQ – Value Aktien
Value Aktien sind Aktien, die von Marktanalysten und Investoren als unterbewertet angesehen werden. Dazu können Unternehmen aller Art gehören, von etablierten Giganten wie Intel und AT&T bis zu kleineren, aufstrebenden Unternehmen mit viel Potenzial. Wichtig ist vorrangig der innere Wert. Fällt dieser innere Wert höher aus als der aktuelle Aktienkurs, ist die jeweilige Aktie eine Value Aktie.
Die Suche nach Value Aktien kann auf verschiedene Weise erfolgen. Häufig findet man Unternehmen hinter Value Aktien jedoch alleine wenn man mit offenen Augen durch das Leben geht und sich bewusst macht, welche Unternehmen unser alltägliches Leben am meisten beeinflussen. Eine weitere Möglichkeit ist die Suche in traditionellen Finanzpublikationen wie dem Wall Street Journal. Sie können auch Websites wie Yahoo Finance oder Google Finance nutzen, um Listen von Value Aktien zu finden. Außerdem gibt es verschiedene Online-Tools, die Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) berechnen.
Value Aktien sind Aktien von Unternehmen, die im Verhältnis zu ihrem inneren Wert als unterbewertet gelten, während Growth-Aktien Unternehmen sind, die nach Ansicht der Anleger ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial haben. Value Aktien zahlen in der Regel Dividenden und haben in der Regel ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und eine geringere oder moderate Volatilität im Vergleich zu Growth Aktien.
Value Aktien haben mehrere Vorteile, die sie für Anleger attraktiv machen. So haben Value Unternehmen in der Regel ein stabiles Geschäftsmodell, sind am Markt etabliert und finanziell solide aufgestellt. Daher sind sie in der Regel weniger von wirtschaftlichen Veränderungen betroffen als Growth Unternehmen.
Value bedeutet auf Deutsch „Wert“. In Bezug auf Value Aktien kann man daher von Wertaktien sprechen. Mit dem Begriff Wert wird dabei der innere Wert eines Unternehmens, bei dem Faktoren wie Erträge, Vermögenswerte und Verbindlichkeiten berücksichtigt werden, beschrieben. Value Aktien sind solche, die von den Anlegern im Vergleich zu ihrem inneren Wert als unterbewertet angesehen werden. Das bedeutet, dass die Anleger davon ausgehen, dass die Aktienkurse dieser Unternehmen unter dem Wert liegen, der ihnen eigentlich zustehen würde, wenn man ihren wahren Wert berücksichtigt.
Einige Beispiele für Value Aktien sind Intel, Pfizer, Cisco Systems, British American Tobacco, Toyota Motor und AT&T. Diese Unternehmen haben sich auf dem Markt etabliert und können eine solide Erfolgsbilanz bei der Erzielung von Renditen für die Aktionäre vorweisen.
Defensive Value Aktien sind solche, die tendenziell weniger von wirtschaftlichen Veränderungen, Märkten oder geopolitischen Ereignissen beeinflusst werden. Diese Unternehmen verfügen in der Regel über ein klar definiertes Geschäftsmodell und eine beständige Finanzleistung. Beispiele für defensive Value Aktien sind Intel, British American Tobacco und AT&T. Defensive Value Aktien zahlen regelmäßig Dividenden und gehören oft zu den langfristig zuverlässigsten Anlagen für Investoren.
Beispiele für deutsche Value Aktien sind BASF, Bayer oder Daimler.
Beispiele für Schweizer Value Aktien sind Swiss Re, UBS und Nestlé. Diese Unternehmen können auf eine lange Marktgeschichte zurückblicken, sind finanziell solide und weisen im Laufe der Zeit ein stetiges Ertragswachstum auf. Sie schütten regelmäßig Dividenden aus und Anleger können von ihrer zuverlässigen Performance profitieren.
Ein Value Investor sucht nach Aktien, die im Vergleich zu ihrem inneren Wert unterbewertet sind. Er achtet auf Finanzkennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), die Dividendenhistorie und das Gewinnwachstum, um Unternehmen mit Potenzial zu finden. Value Investoren kaufen diese Aktien dann, wenn sie davon ausgehen, dass die Aktien unter ihrem inneren Wert gehandelt werden.